13.10.2023, Halle – Redebeitrag zur Demonstration „Solidarität mit Israel. Kein Frieden mit Antisemiten“

Mit einiger Verspätung erscheint jetzt auch auf dem Blog unser Redebeitrag zur Demonstration von vor zwei Wochen. Tatsächlich hat sich in absehbarer Weise bereits das vollzogen, was wir im zweiten Absatz benannt haben. Darunter zählt u. a. ein Offener Brief von einem Teil der üblichen Verdächtigen. Vor unserem Redebeitrag wollen wir deshalb auf einen Kommentar von Michael Thaidigsmann hinweisen. Dieser brachte den Inhalt des Offenen Briefs treffend in der Online-Ausgabe vom 24.10.2023 der Jüdischen Allgemeinen als Glosse auf den Punkt:

Damit hat es nun ein Ende. Ausgerechnet jüdische Intellektuelle in Deutschland wurden ihrer besonderen Verantwortung gerecht. Und ein Letztes: Man muss der Hamas, deren Taten es natürlich zu verurteilen gilt, in gewisser Weise dankbar sein. Denn die »militanten Kämpfer des palästinensischen Widerstands« haben etwas geschafft, was in der Kürze der Zeit keiner für möglich gehalten hätte: Deutschland ist wieder wer in seiner Paradedisziplin. Es lebe die »Israelkritik«! Gerade in diesen bewegten Zeiten!

https://www.juedische-allgemeine.de/politik/die-mit-den-offenen-briefen-sind-zuruck/

Liebe Demoteilnehmerinnen und -teilnehmner, liebe Genossinnen und Genossen,

wir, die Pirnaer Autonome Linke, danken dem Jugend Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Halle für die Einladung – auch wenn wir uns alle einen anderen Anlass gewünscht hätten. Es war leider nur eine Frage der Zeit: In den Morgenstunden des 7. Oktober begann die islamische Hamas einen koordinierten Angriff, der nicht nur zu über tausend Toten und tausenden Verletzten auf israelischer Seite führte, sondern im Zuge dessen auch mehr als hundert Geiseln in den Gaza-Streifen verschleppt wurden. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von einem neuen Krieg.

In den letzten Tagen sehen wir, was bei Angriffen auf Israel ebenso nur eine Frage der Zeit ist: Jetzt kommen sie alle wieder, die Betroffenheitsmeister und heucheln Solidarität und Anteilnahme. Und in ein paar Tagen melden sich dann voraussichtlich jene anerkannten „nützlichen Idioten“ (Lenin), um Mahnungen an Verhältnismäßigkeit angesichts der vorangegangen Leiden der Palästinenser und den gesamten anderen relativierenden Quatsch abzulassen. Denn hierzulande kann man sich sicher sein: Beim Antisemitismus ist auf Freunde der Deutschen Ideologie Verlass.

Gemeinsam ist ihnen, dass sie vom Antisemitismus keinen Begriff haben und ihnen gar nicht in den Sinn kommt, was Hamas, Hisbollah und den Iran seit Jahrzehnten umtreiben: Die Weiterführung der im Mai 1945 gestoppten sogenannten „Endlösung der Judenfrage“. Aufgrund von Social Media kann man live dabei sein: Auf fast allen Plattformen lässt sich anschauen, wie unter dem Schlachtruf „Allah Akbar“ Mordkommandos Männer, Frauen und Kinder erschießen, Babys enthaupten, Leichen von Mobs geschändet oder Geiseln gedemütigt und misshandelt werden. Man zeigt stolz ermordete Familien in ihren Wohnhäusern oder auf der Straße. Man führt die Geiseln vor und wird dafür frenetisch in Gaza-Stadt bejubelt. Niemand kann mehr sagen, man hätte es nicht gewusst.

Der dabei auftretende Sadismus, die zum Ausdruck kommende Freude über Mord und Totschlag bzw. die Lust an der Grausamkeit verdeutlicht maßgeblich, dass mit islamischen Mörderbanden und ihren Sympathisanten keine Verhandlung und kein Frieden zu machen ist. Das gilt hierzulande ebenso wie im Nahen Osten: Am Vormittag des 7. Oktober verteilte das auch bei einigen Linken gern gesehene Samidoun-Netzwerk Süßigkeiten auf der Sonnenallee in Berlin als Ausdruck der Freude über den „palästinensischen Widerstand“ – was auch den beiden noch in Deutschland verweilenden ruangrupa-Mitgliedern gefällt.

Und nicht nur in New York, London und Sydney fanden widerliche antiisraelische Demonstrationen statt, sondern auch in Duisburg und – wieder – Berlin. Die Versuche in Frankfurt mit der Hauptstadt gleichzuziehen und öffentliche Solidaritätsbekundungen mit der Hamas zu unterbinden, scheinen gescheitert – sähe dies bei Demonstrationen für den in Sadismus, Brutalität und Ideologie der Hamas gleichenden Islamischen Staat auch so aus? Wir denken nicht; Hier scheint das vermeintliche Recht auf Israelkritik die Terrorunterstützung noch zu hoffieren.

Es ist für den Antisemiten vollkommen irrelevant, ob in Israel eine rechte Regierung mit religiösen Hardlinern sitzt, sie interessiert nicht, ob es eine Verfassungskrise geben wird oder nicht und es ist ihnen gleich, wie dieser innerisraelische Konflikt ausgeht. Antisemiten sehen darin allein günstige Gelegenheiten fürs Zuschlagen, d. h. das Nutzen einer Schwäche des jüdischen Staates, wie auch immer sich diese zeigt.

Denn das ist der entscheidende Punkt: Ob Juden religiös, rechts, links, säkular oder homosexuell sind, ob Juden Rassisten, Konservative, Sozialdemokraten, Liberale oder Kommunisten sind, all das spielt für den Antisemiten, egal ob nationalsozialistisch, links oder islamisch keine Rolle: Er stört sich daran, dass es Juden überhaupt gibt und begründet hierin seinen Vernichtungswahn. Jean-Paul Sartre brachte dies 1944 bereits unmissverständlich auf den Punkt: „Der Antisemit will den Tod des Juden.“

Nach dem größten antisemitischen Massaker seit dem Zweiten Weltkrieg ist herzzerreißend, dass Juden, die als Kind die Shoa überlebt haben, nun am Ende ihres Lebens wieder ganz ähnliche Ängste um ihr Leben, das ihrer Freunde und ihrer gesamten Familie ausstehen müssen. Und das in einem Land, was ihr Zufluchtsort sein sollte, es lange Zeit war und in Zukunft wieder sein wird.

Unsere Gedanken sind bei den Geiseln, den ermordeten Juden und Israelis sowie ausländischen Staatsbürgern, ihren Familien und Freunden und den Soldaten der IDF, die ihr Leben für ein freies Leben aufs Spiel setzen.

Lang lebe Israel!

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit

Oktober 2023